Bildungsstreik auf der Strasse
Wie in etwa 80 Städten gingen in Erlangen und Nürnberg, bundesweit über 80 000 Studenten auf die Strasse, weil die bisherigen Proteste mit Besetzung von Hörsälen ungehört blieben. Sie wollen nicht länger mit Versprechungen abgespeist werden.
Seit der Einführung des Bachelor und Master Studiums steht das Bildungssystem an den deutschen Universitäten und Hochschulen noch schiefer als der Bildungsturm in Pisa. Es hat eine unerträgliche Verschulung Einzug gehalten, die nicht mehr Zeit zum Nachdenken und Kritik übrigläßt. Haben da einige den Nürnberger Trichter aus der Mottenkiste herausgekramt und wollten damit moderne Bildung betreiben?
Das Problem wollen angeblich sogar die Verantwortlichen, vor allem an den Hochschulen selbst erkannt haben. Doch es passiert gar nichts. In ihrer Verzweiflung wenden sich einige sogar an die Bundesbildungsministerin in der Hoffnung, dass sie ihre Interessen wahrnimmt.
Dass es aber garade die Länder sind, die von Union regiert werden und Studiengebühren eingeführt haben, das wissen sie auch. So richtet sich der Bildungsstreik an die Bevölkerung. Lehrer und Schüler haben sich schon angeschlossen.
Die Studenten prangern daher besonders auch die soziale Schieflage des Bildungssystems an. Mit Gebühren werden die Studenten ärmerer Eltern benachteiligt. Selbst wenn sie die Eignung haben, können sie sich wegen der Gebühren nicht wie ihre reicheren Kommilitone um das Studium kümmern, weil sie zum Lebenserhalt nebenbei jobben müssen.
Studenten fühlen sich allein gelassen mit Nebenjobs zum Studium, die besonders Ärmere und gerade auch Migranten mit ihrer besonderen Qualifikation der Mehrsprachigkeit und Welterfahrung belasten.
Ein Protestzug in Nürnberg ging von der Lorenzkirche aus. Er wurde mit überflüssigem Begleitschutz durch die Kaufmeile geleitet, in der mit Billigangeboten geworben wird. Bildung verkommt nach Meinung vieler Studenten bereits zu einer Billigware. Ist Bildung nicht mehr die tragende Säule für eine leistungsfähige Wirtschaft und Wohlstand?
Der Niedergang von immer mehr traditionellen Häusern wie zuletzt auch Quelle zeigt aber, wohin die Geiz führt, wenn es um wichtige Kulturgüter, um fundierte Bildung der Zukunft, von kritikfähigen Menschen geht und nicht um Roboter für die Montagebänder der Industrie, die sowieso verlagert werden.