Prinovis-Demo gegen das System Bertelsmann
Wann |
26.09.2011 von 11:30 bis 14:00 |
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Wo | Berlin, Unter den Linden 1 |
Name | ver.di Bundesvorstand Fachbereich Medien, Kunst und Industrie |
Kontakttelefon | 030 / 6956 – 2341 |
Termin übernehmen |
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Streik - Seit sechs Wochen streiken wir Kollegen der Bertelsmann-Druckerei Prinovis gegen Entlassungen und für einen Sozial- und Anerkennungstarif.
Im Januar 2011 weigerten sich erstmals mehr als 200 von 800 Kolleginnen und Kollegen, erneut eine einzel-vertragliche Regelung zu unterschreiben, mit der sie sich verpflichtet hätten 3 Stunden pro Woche ohne Bezahlung zu arbeiten und auf 65% ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu verzichten. Tariflohnerhöhungen hätten sie nur bei „guter“ Rendite erhalten. Die betrieblichen Löhne und Gehälter werden dauerhaft 5% unter Tarif abgesenkt. „Nichtunterschreiber“ (unsere Gewerkschaftsmitglieder!) sollen keine Lohnerhöhungen erhalten!
Von diesen mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen sollen nun 138 entlassen werden, weil sie sich ihre letzten Rechte nicht nehmen lassen und den Erpressungen standhalten. Bertelsmann versucht im Betrieb das System „Lohn oder Arbeitsplatz!“ durchzusetzen um ein gemeinsames Handeln von Belegschaft und Gewerkschaft zu verhindern. Prinovis Nürnberg ist nicht tarifgebunden, und lehnt bis heute jegliche Gespräche mit der Gewerkschaft ver.di ab.
Auf zum öffentlichen Protest
gegen das „System Bertelsmann“
Es zielt ab auf größtmöglichsten Gewinn – auf Kosten der Beschäftigten! Es zielt ab auf die Beherrschung der jeweiligen Teilmärkte - mit Dumpingpreisen werden die Konkurrenten ausgestochen - die fehlenden Deckungsbeiträge werden dann bei den Beschäftigten geholt! Tarifverträge werden unterlaufen mit betrieblichen Vereinbarungen. Das System Bertelsmann zielt darauf ab, Gewerkschaften aus den Betrieben rauszudrängen, die totale Deregulierung sämtlicher Arbeitskonditionen wird angestrebt.
Die Strategie der Bertelsmann-Manager
ist eine uralte, aber immer wieder wirksame: Teile und Herrsche!
Die Mittel dazu:
Betriebsaufspaltung, Unternehmensteilung, Werkverträge und Leiharbeit etc. Ausgliederung von Produktion, Fremdvergabe,
Doch damit nicht genug!
Einzelarbeitsverträge bei Neueinstellungen werden zu immer schlechteren Konditionen angeboten. In manchen Bertelsmann-Betrieben haben die Betriebsräte schon gar keinen richtigen Überblick mehr, wie viele unterschiedliche Arbeitskonditionen es tatsächlich gibt.
Nur die „Alten“, die sich den ersten Versuchen von „Partnerschaftspakten“, „betrieblichen Bündnissen“, „Standortsicherungskonzepten“, „Erfolgssicherungsprogramm“ verweigerten, haben heute noch den Tarif; die 35-Stunden-Woche, Lohn- oder Gehalt nach Tarif, auch tarifliche Zuschläge, Urlaub, Urlaubsgeld, Jahresleistung gemäß Tarifvertrag. Zwischenzeitlich sind nach mehreren solcher „Einspar-Runden“ die Arbeitskonditionen total unterschiedlich. Jetzt liegen die Neueinstellkonditionen schon 30% unter Tarif – nicht nur beim Lohn und Gehalt – quer durch alle Arbeitskonditionen geht das – das heißt weniger Urlaub, weniger Urlaubsgeld und weniger Jahresleistung, geringere Zuschläge und so fort.
Wie auch immer die schönen Namen lauten mögen, immer wird den Beschäftigten dabei etwas weggenommen! Zum Wohle des Betriebes, zum Wohle des Konzerns, dass der Gewinn stetig steige!
Und – die Beschäftigten müssen in Unsicherheit gehalten werden: Befristete Neueinstellungen, dann die zweite, dann die dritte Befristung usw. Wer befristet ist, der muckt nicht auf, weil er hofft am Ende unbefristet eingestellt zu werden. So werden Beschäftigte zu gefügigen Mitarbeitern gemacht, zu Duckmäusern erzogen. Da werden im jeweiligen Betrieb die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt, auf der Konzernebene die Betriebe und Belegschaften gegeneinander aufgehetzt – der Beste ist dann der Billigste! Und wenn dann im konzerninternen Wettbewerb einer nach dem anderen nachgegeben und auf etwas verzichtet hat, dann beginnt das alles wieder von vorne. Die „Dumpingpreisspirale am Markt“ zieht die „Dumpingspirale bei den Arbeitskonditionen“ hinter sich her.
Doch auch das reicht noch nicht. Am Beispiel Prinovis Nürnberg soll all das noch getoppt werden: „Wer nicht pariert - fliegt raus!“ Diejenigen, die sich gefügig gezeigt haben, sollen geschützt sein gegen Kündigung – sie haben eine Beschäftigungssicherung als „Belohnung“ für ihre Verzichtsleistung erhalten. Und für die, die sich dem widersetzt haben, muss eine „Bestrafungsaktion“ her. Also sollen die 140 zu kündigenden Beschäftigten nur aus den rd. 200 „Nichtunterschreibern“ ausgewählt werden – unter Umgehung der Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes.