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Gewerkschaftsverbot

erstellt von valter zuletzt verändert: 14.01.2010 17:23
Die kleine Basisgewerkschaft der Freien ArbeiterInnen-Union Berlin (FAU) unterliegt weiterhin einem de-facto-Gewerkschaftsverbot durch das Landgericht Berlin, bestätigt in der vom Gütetermin zum Urteilsspruch umfunktionierten Verhandlung am 5 Januar 2010.

Die FAU Berlin , die Gewerkschaft der Freien ArbeiterInnen-Union Berlin, darf momentan weder die betrieblichen Rechte einer Gewerkschaft wahrnehmen, noch darf sie sich öffentlich als "Gewerkschaft" oder "Basisgewerkschaft" bezeichnen.

Der Babylon-Konflikt , der zu diesem Verbot führte, ist der schier unglaubliche Verlauf eines Arbeitskampfes, der mehr ist als die Summe des geforderten Entgeltes. Der Makrokosmos der bundesdeutschen kapitalistischen Realität fand Einzug in den Mikrokosmos des Babylon -- und avancierte zum Politikum.

Die Form des Kampfes, die einen deutlichen Bruch mit der hiesigen tradierten Gewerkschaftsarbeit der Stellvertretung und Sozialpartnerschaft darstellte, offenbarte ihre sprengende Kraft und konnte weder vom Arbeitgeber, der Politik noch Repräsentanten des DGB geduldet werden. Die logische Konsequenz zeigt sich: Mit allen Mitteln wurde und wird gegen diese alternative Form von ArbeiterInnenkämpfe vorgegangen. In deutscher Gründlichkeit versuchen etablierte Kräfte nun, dieser Form des Kampfes nicht weiteren Raum zu überlassen.

But we don't care!

Das Unterlaufen des Arbeitskampfes von Ver.di durch Einfädelung der Linkspartei; der Gefälligkeitstarifvertrag von ver.di-Landesbezirksvize Andreas Köhn für die Geschäftsführung; deren willkürlicher Führungsstil, mit dem sie patriachal über die Beschäftigten herrscht; ihr Beistand vom Senat, der 30.000 Euro locker machte, nur um endlich Ruhe im Karton zu haben; und schlussendlich das Gewerkschaftsverbot.

Die Essenz dieses Urteils ist zum einen, dass Beschäftigten die Möglichkeit genommen wird, sich selbst zu organisieren, für sich selbst zu sprechen und für sich selbst zu kämpfen. Gewerkschaftsarbeit soll nur via Stellvertretung möglich sein; den Babylon-Beschäftigten wird somit z.B. ver.di als Gewerkschaft vorgeschrieben, wenn sie einen Tarifvertrag erwirken wollen. Nur dieser vorgefertigte und damit entmündigte Weg wird ihnen zugestanden.

Derweil liefern neoliberale Wirtschaftstheoretiker die ideologische Untermauerung: das deutsche Modell der korporatistischen Einheitsgewerkschaft sei ein sicherer Garant für die Zurückhaltung der lohnabhängigen Klasse; in dezentralen und basisorientieren Gewerkschaftsstrukturen sehen sie tatsächlich einen unkontrollierbaren Faktor für klassenkämpferische Dynamiken. Wie passend, dass diese nun per Gericht unmöglich gemacht werden sollen!

Mit der Aushöhlung der Grundrechte sowohl als Koalition als auch als ArbeitnehmerInnen, die dieses Urteil gegen die FAU verkörpert, gilt es für uns mehr denn je, unsere Form der Organisation zu verteidigen und auszubauen. Dass es hier nicht nur um die FAU geht, sondern um jegliche progressive Selbstorganisation von ArbeiterInnen am verwundbarsten Punkt der kapitalistischen Verwertung -- dem Arbeitsplatz -- darf auch einer emanzipatorischen und klassenkämpferischen Linken nicht verschlossen bleiben.

  • Wir brauchen eure Solidarität

In vielen Ländern fanden und finden Solidaritätsaktionen statt, die sich zunehmend ausweiten. Leider ist die Skandalisierung des Urteils in Deutschland dagegen bisher auf wenig Resonanz gestoßen. Diese Skandalisierung schaffen wir in dieser Lage nicht alleine. Wir appellieren deshalb an euch, wo es euch möglich ist, nicht nur solidarisch mit den kämpfenden Beschäftigten zu sein, sondern mit uns diesen Angriff auf unsere Entscheidungsfreiheit, wie und wo wir uns mit wem gewerkschaftlich organisieren wollen, um den Alltag im Kapitalismus etwas entgegensetzen zu können, die Stirn zu bieten.

Es wird in den nächsten Wochen viele Möglichkeiten zur Unterstützung geben, z.B. bei anstehenden Aktionen, Kundgebungen und den weiteren Gerichtsprozessen. Bitte haltet die Augen für Ankündigungen auf und versucht, daran teilzunehmen. Helfen könnt ihr uns auch, indem ihr den Fall über eure Kanäle, eure Organisationen, eure Gewerkschaften mit publik macht, darüber informiert, selbst etwas schreibt, Bekannte in Kenntnis setzt, den Kampf offiziell unterstützt oder gar selbst Aktionen bei Verantwortlichen initiiert. Gerne könnt ihr euch auch direkt einbringen. Wir wären sehr interessiert, mit allen Leuten und Gruppen zusammenzukommen, die uns und die Babylon-Beschäftigten unterstützen möchten. Solltet ihr uns diesbezüglich Interesse bekunden, können wir gerne ein Treffen organisieren.

Wir alle versuchen einen Beitrag zu leisten gegen das Bestehende, helft uns, dass wir dies auch in Zukunft tun können!

Eure verbotene und kämpferische FAU Berlin

(2) Kommentare

Anonymer Benutzer 15.01.2010 15:29
...es wird zeit das endlich eine neue kampfwillige und kampfbereite gewerkschaft hier in der BRD gegründet wird,denn die "alten"

gewerkschaften samt der masse ihrer hauptamtlichen funktionäre ( leider der grösste teil ) will und kann nicht mehr kämpfen weil sie " statt und fett " sind!!!!!


sie haben fast alle vergessen woher sie kommen!!


das meint der jägermeister
Anonymer Benutzer 15.01.2010 17:24
Wenn es denn so einfach wäre! Es gibt ja schon mindestens zwei kämpferische Gewerkschafts(sekten): die FAU seit über 30 Jahren und seit ein paar Jahren die Wobblies. Die haben sich historische Klamotten übergezogen und fristen ein Nischendasein. Braucht es nicht reale Kämpfe, aus denen dann auch kämpferische Netzwerke und Organisationen enstehen können?