Jobverluste ohne Entlassungen
Erste Rückzieher auf die angekündigten Massenentlassungen sind auf mehreren Ebenen zu erkennen. Auch mit einer amerikanischen Miss - Management scheinen sich die hire und fire Methoden nicht so durchsetzen zu lassen wie geplant.
Alcatel-Lucent hatte nach der Fusion vor fast einem Jahr noch Synergieeffekte von 9000 Job's gesehen, zeitweise nach einem schlechten Quartal wurden sogar 20 000 Entlassungen gehandelt, bis sich der inzwischen Wegfall von Funktionen genannte Stellenabbau auf 12 500 Entlassungen bis zur entscheidenden Aufsichtsratssitzung einpegelte. An den einzelnen Standorten ist es nun raus, wieviel begehrete Entwickler gehen sollen.
Bei EADS gab es schon im Vorfeld ein Gerangel auf der politischen Ebene. Doch auch dort blieben die Bedrohungen mit tausenden Entlassungen bis zu einzelnen Standortschließungen. Das letzte Wort scheint auch hier noch nicht gesprochen worden zu sein, weil erkannt wurde, daß mit solchen Maßnahmen nur kurzfristig Aktionärsinteressen bedient werden, jedoch langfristig der europäische Standort für Hightech Industrie in Gefahr ist, weil mit den entlassenen Ingenieuren auch Know How unwiderbringlich verloren geht.
Der Verkehrsminister hat schon erkannt, daß wir mit diesem Know How Verlust nur den **Ast absägt, auf dem wir alle sitzen**, ARD vom 2.3.07.
Auch bei der Telekom, die 60 000 Mitarbeitern ihre Jobs nehmen will und dafür billigere Ersatzarbeiten anbietet, ist die Motivation der Mitarbeiter hin. Während bisher jeder einzelne um den Erfolg seiner Arbeit auch an Wochenenden sich einsetze und fast alles getan hat, um gemeinsam Erfolge zu erwirtschaften, schlägt die Stimmung in den Entlassungsbetrieben um. Inzwischen finden sich sogar in gewerkschaftlich weniger organisierten Bereichen Stimmen, die von Demonstration bis zu Streik sprechen.
Klar ist jedenfalls, daß Entlassungen sich längerfristig negativ auf die Bilanz auswirken, wie man bei der Telekom bereits beobachten kann, BusinessNews vom 1.3.07.
Schon kündigt sich eine Großdemonstration "am 15. März 2007":http://www.netzwerkit.de/projekte/alcatelucent/presse/alcatel-lucent-to-meet-workers-on-jobs-march-16 an, zu der sich Busse durch verschiedene europäische Länder auf den Weg nach Paris aufmachen.
Von allem bisher unbeobachtet spielt sich in den USA eine fast noch größere Katastrophe ab, wo der transatlantische Telekommunikationskonzern in noch höherem Maße bisherigen Mitarbeitern die Grundlage zum Broterwerb nehmen will. Wenn dort danach auch die Kunden den Konzern im Stich lassen, wird es zu spät sein, den Kahlschlag zu bereuhen.