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20.000 beim "Marsch für die Zukunft" gegen die Werksschließung von Ford in Belgien

20.000 beim "Marsch für die Zukunft" gegen die Werksschließung von Ford in Belgien
Kundgebung auf dem alten Zechengelände in Genk

11.11.12 - Rund 20.000 Menschen beteiligten sich heute am "Marsch für die Zukunft" der belgischen Gewerkschaften gegen die geplante Schließung des Ford-Werks in Genk. Viele Gewerkschafter und betriebliche Delegationen aus dem ganzen Land waren gekommen, in rote, grüne und blaue Jacken gekleidet - entsprechend den Farben der drei größten Richtungsgewerkschaften in Belgien. Darunter auch viele Ford-Arbeiter aus der Region, oft zusammen mit ihren Familien. Große Gruppen von jungen Gewerkschaftern, aber auch linken Jugendorganisationen demonstrierten für "ihre" Zukunft. Aus Wohnungen schauten Leute zu und applaudierten, immer wieder waren in die Fenster gehängte Plakate mit der Aufschrift "Ford is von ons" zu sehen. Man spürte die große Solidarität aus der Bevölkerung.

Von Ford in Köln waren neun Busse mit laut IG Metall rund 700 Arbeiterinnen und Arbeitern gekommen. Stolz trugen viele von ihnen die roten IG-Metall-Fahnen und extra für die Demonstration hergestellte T-Shirts mit der Aufschrift "Marsch für die Zukunft - Kampf um jeden Arbeitsplatz!" Von Audi in Brüssel war ebenfalls eine große Delegation dabei. Es gab auch Delegationen aus anderen Ländern wie unter anderem aus Spanien, Panama und Griechenland, darunter Stahlarbeiter aus Asprogirgos.

Ein langer Demonstrationszug bewegte sich durch die Stadt bis hin zum Gelände einer alten Kohlezeche, die bereits in den 1980er Jahren stillgelegt worden war. Dort fand die Abschlusskundgebung statt. Mehrere Redner wechselten sich mit Beiträgen bekannter belgischer Künstler ab, die sich mit den von Entlassung bedrohten Ford-Arbeitern solidarisierten. In den Reden wurde immer wieder betont, dass sich der Protest gegen die verheerenden Folgen für die ganze Region richtet, aber auch gegen die leeren Versprechungen der meisten Politiker. Kinder erklärten, warum sie heute hier sind und mit ihren Eltern gemeinsam demonstrieren.

Witich Roßmann von der IG Metall Köln-Leverkusen überbrachte die solidarischen Grüße aus Köln und betonte, dass die Angriffe von Ford sich gegen alle Konzern-Belegschaften richten. So wie Ford die Beschäftigten in Genk betrogen habe, könne man dem Konzern genauso wenig glauben, wenn er sage, die Fiesta-Produktion in Köln sei "sicher".

Viele Ford-Arbeiterinnen und -Arbeiter aus Genk freuten sich über die Solidarität der Kölner Kollegen. Eine Kollegin war erst skeptisch, weil die "Oberen" ja sowieso machen, was sie wollen. Nur wenn alle auf der ganzen Welt zusammen aufstünden, könne man was bewegen. Kollegen aus Köln begrüßten den Vorschlag, den europaweiten Streiktag am 14. November unter anderem für einen konzernweiten Streik der Ford-Belegschaften zu nützen.

Sie unterstützten in Gesprächen auch den Vorschlag, gegen die Kriminalisierung des Besuchs der belgischen Kollegen im Kölner Werk am 7. November (siehe "rf-news"-Bericht) den Protest zu organisieren. Ein Kölner Ford-Arbeiter sagte: "Wenn wir gewusst hätten, was am 7. November vor dem Werkstor passierte, wären wir vors Tor gegangen und hätten dafür protestiert, dass sie die belgischen Kollegen freilassen. Wir hätten es auch nicht zugelassen, dass sie einzelne Kollegen aus Genk die ganze Nacht auf der Polizeiwache festhalten."

Belgische Kollegen, die daran beteiligt waren und teilweise von der Polizei verhaftet wurden, berichteten über weitere empörende Details. Z.B. dass man ihnen in den Zellen den Kontakt zum Anwalt verweigerte, sie sich ausziehen mussten und die ganze Zeit nichts zu essen und zu trinken bekamen. Völlig unverständlich ist, warum dieser Skandal sowie der Protest dagegen während der ganzen Kundgebung in Genk keine Rolle spielte.

Auch die Ziele des gesamten Protests blieben von Seiten der belgischen Gewerkschaften verschwommen. Umso wichtiger, dass während der Demonstration und Kundgebung zahlreiche Gespräche und Auseinandersetzungen unter den Ford-Kollegen über die notwendige Höherentwicklung des gemeinsamen Kampfs geführt wurden, aber auch zwischen den Kollegen und Vertretern einer Delegation der MLPD. Sie stellten die ICOR vor, boten Literatur sowie die "Rote Fahne" an und knüpften Kontakte für den weiteren gemeinsamen Kampf. Es wurden über 25 Exemplare der "Roten Fahne" verkauft.

Am Vorabend hatte bereits eine Veranstaltung der PTB/PvdA mit rund 80 Besuchern statt gefunden, zu der die MLPD genauso wie andere internationale Teilnehmer eingeladen war. Es bestand großes Interesse an der Zusammenarbeit im Kampf gegen die Werkschließung, aber auch am Erfahrungsaustausch über weitergehende Ziele wie insbesondere den Aufbau der ICOR.