Willkommen in Quito  

Am heutigen Samstag beginnen in der ecuadorianischen Hauptstadt die 18. Weltfestspiele der Jugend und Studenten  

Claudia Schröppel und Christian Selz, Quito 

In: junge Welt online vom 07.12.2013 

 

Ein Wandbild an der Schnellstraße zwischen dem Flughafen und dem Zentrum von Quito grüßt im reflektierten Scheinwerferlicht die Betrachter »Bienvenido« - »Willkommen«. Angesprochen sind die Teilnehmer der 18. 

Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die am heutigen Samstag unter dem Motto »Jugend vereint gegen Imperialismus - für eine Welt des Friedens, der Solidarität und des sozialen Fortschritts« in der ecuadorianischen Hauptstadt beginnen. Über 15000 Jugendliche aus aller Welt werden dazu in dem Andenland erwartet - und einen ersten Eindruck davon gab es am Donnerstag abend (Ortszeit) bereits am Flughafen. Delegationen aus Kanada, Libanon, Portugal, Rußland, Schweden, Senegal, Spanien und Deutschland fanden sich an den Gepäckbändern ein. 

Willkommen geheißen wurden sie auch hier: Bereits vor der Paßkontrolle wies ein erster Freiwilliger der Festivalorganisatoren den Weg zu den eigens für die Weltfestspielteilnehmer reservierten fünf Schalter. Auch danach kümmerten sich engagierte Helfer darum, die internationalen Gäste vom Kofferband durch die Empfangshalle zu den Bussen zu geleiten, die sie schließlich völlig übermüdet vom langen Flug, aber auch froh, in Ecuador zu sein, in die Unterkünfte brachten. Federführend bei der Organisation sind neben dem Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ) die gastgebenden Verbände der Kommunistischen Jugend Ecuadors (JCE) und der Revolutionären Jugend Alianza País (JRAP). 

Auf dem Weg in das Zentrum von Quito fanden sich an den Mauern neben der einen oder anderen Begrüßung auch Graffitis, die einen politischen Vorgeschmack auf die Spiele liefern. »Chevron muß zahlen«, steht so beispielsweise verziert mit Hammer und Sichel an einer Fußgängerbrücke über die Schnellstraße. Die Auseinandersetzung mit dem US-Ölkonzern um Entschädigungsleistungen für die im Regenwald verursachte Umweltzerstörung (jW berichtete) soll eines der zentralen Themen des Festivals werden. So will die ecuadorianische Delegation das Verhalten von Chevron zum Anklagepunkt beim traditionellen antiimperialistischen Tribunal machen. An anderer Stelle verlangt ein Wandbild in großen Buchstaben »kostenlose Bildung für alle«. 

Darüber und über andere zentrale Themen der internationalen Jugend wird im Zentrum von Quito in der kommenden Woche ausführlich informiert und diskutiert werden. Dann werden sich auch die Berge der Anden, die sich während des ständigen auf und ab der Straßenführung im Dunkel der Nacht nur erahnen ließen, in voller Pracht zeigen. Quito jedenfalls ist gewappnet, die 18. Weltfestspiele können losgehen. 

Die Eröffnungsveranstaltung im Parque Bicentenario, auf dem Gelände des Anfang des Jahres geschlossenen früheren Stadtflughafens, beginnt den offiziellen Angaben zufolge am Samstag um 16 Uhr Ortszeit. Ihre Teilnahme zugesagt haben demnach Ecuadors Präsident Rafael Correa, Quitos Bürgermeister Augusto Barrera und Parlamentspräsidentin Gabriela Rivadeneira. 

www.jungewelt.de/weltfestspiele 

 

_____________________________________________ 

 

Ein Festival für Kwame Nkrumah, Eloy Alfaro und Hugo Chávez  

Christian Selz und André Scheer 

In: junge Welt online vom 07.12.2013 

 

Die Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Quito sind von den Organisatoren drei Persönlichkeiten gewidmet worden, die für die Inhalte und Ziele des antiimperialistischen Treffens stehen sollen: dem Ghanaer Kwame Nkrumah, dem Ecuadorianer Eloy Alfaro und dem Venezolaner Hugo Chávez. 

Kwame Nkrumah verstand sich als Marxist, in die Geschichte ist er aber vor allem als Visionär eines vereinigten Afrika eingegangen. »Ganz Afrika soll frei sein, zu unseren Lebzeiten«, rief der charismatische Gründungspräsident des freien Ghana auf der ersten »Konferenz der Völker« im Dezember 1958 in der Hauptstadt Accra aus. Seit anderthalb Jahren war sein Land da formal von britischer Kolonialherrschaft befreit. Doch die tatsächliche Unabhängigkeit mußte noch erkämpft werden, schrieb er 1963 in seinem Buch »Africa must unite«: »So wie unsere Stärke auf einer einheitlichen Politik und fortschreitenden Entwicklung beruht, so beruht die Stärke der Imperialisten auf unserer Uneinigkeit.« Nkrumah war klar, daß die formale Unabhängigkeit die wirtschaftlichen Ketten nicht gesprengt hatte. Er diversifizierte die Landwirtschaft, um sein Land aus der Abhängigkeit vom Weltmarktpreis für Kakao zu holen. Doch gegen die Diktatur des globalen Handels konnte er wenig ausrichten. Am Ende ermunterten westliche »Berater« das Militär zum Sturz des ihnen gefährlichen Visionärs, als Nkrumah 1966 auf Staatsbesuch in China weilte. Er ging ins Exil nach Guinea und starb schließlich 1972 im Alter von 62 Jahren in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. 

Der 1842 geborene und 1912 ermordete Eloy Alfaro war zweimal Präsident Ecuadors und ging als Kopf der »Liberalen Revolution« von 1895 in die Geschichte des südamerikanischen Landes ein. Unter seiner Führung wurde die Macht der katholischen Kirche beschnitten und eine laizistische Bildung eingeführt. Zudem brach er mit den noch aus der Kolonialzeit stammenden Feudalstrukturen, schaffte die Todesstrafe ab und setzte eine Verbesserung der rechtlichen Lage der Frauen und Indígenas durch. 2003 wurde Eloy Alfaro offiziell zum Nationalhelden Ecuadors erklärt. Auf ihn und seine Bewegung berufen sich heute Präsident Rafael Correa, der seine »Bürgerrevolution« als »alfaristisch« bezeichnet, und die Regierungspartei Alianza PAIS. 

Ein enger Verbündeter Correas in Südamerika war bis zu seinem Tod am 5. 

März der venezolanische Präsident Hugo Chávez. Dieser hat seit seinem Regierungsantritt am 2. Februar 1999 das Land grundlegend verändert und einen Prozeß eingeleitet, der Venezuela aus einem an die USA angelehnten Erdölexporteur zu einem unabhängigen Mitspieler auf der globalen Bühne gemacht hat. Mehr zu Hugo Chávez, dessen erstmalige Wahl zum Staatschef Venezuelas sich am Freitag zum 15. Mal jährte, auf Seite 15. 

 

_____________________________________________