Sie sind hier: Startseite Benutzer valter's Home Kultur Der Widerspruch zwischen Wirtschaft und Ethik

Der Widerspruch zwischen Wirtschaft und Ethik

erstellt von valter zuletzt verändert: 25.08.2008 18:15
Ethik versucht die Wirtschaft immer wieder für sich einzusetzen, obwohl sie ganz andere Maßstäbe hat. Manager, die nach der Philosophie von Platon, Kant und Freud handeln, hätten kaum eine Überlebenschance.

Man stelle sich einen Manager wie Sokrates liegend in einem Faß über Ethik philosophierend vor. Oder würde ein Manager seine Philosophie über sein Leben zum Maßstab für oder gegen eine Kündigung eines Mitarbeiters machen? Oder welcher Manager würde zugeben, daß er sich bei seinen Entscheidungen von Liebesabenteuern habe leiten lassen.

Auch wenn das Gegenteil gern behauptet wird, Wirtschaften, nach dem Billigprinzip arbeiten und die Menschen soweit es geht auszunutzen, verträgt sich nicht mit den ethischen Prinzipien der Philosophen wie beispielsweise Platon , Kant und Freud . Da nützen Reparaturversuche einiger Vorzeigemanager wenig, wenn die Masse sich doch nur nach Geld und Gewinnen streckt. Das zeigt deutlich die Abwehrdiskussion um die Corporate Governance , bei der sogar eine minimale Transparenz der Einkommen verweigert wurde und bis heute noch wird.

Gerichtlich wurde dieser Widerspruch schon bei den Pseudo-ethischen Richtlinien von Wal-Mart bestätigt. Die in vielen Konzernen übliche Verhaltensethik wird damit gleichermaßen ad absurdum geführt. Es hat auch mit Ethik nichts zu tun, wenn einige Ethik Firmen den Konzernen sagen, was Ethik sein soll und dabei gutes Geld verdienen.

An dem Widerspruch zwischen Ethik und Wirtschaft ändern Besinnungstreffen regionaler Unternehmer auch kaum etwas, wenn jeder einzelne - zurück im Betrieb - doch nur darüber nachdenkt, wie man die eigenen Beschäftigten zu noch mehr Leistung anspornt. Ethik und Wirtschaft oder Ethik und Leistung sind eben konträre Begriffe und besser versucht man gar nicht, sie zusammenzubringen.

Unternehmer, die immer noch Ethik für sich in Anspruch nehmen wollen, sollten erst einmal die vor 100 Jahren entstandene Philosophie Max Weber's über Ethik und Kapitalismus zur Kenntnis nehmen, die eindrucksvoll in dem sozialkritische Drama Die Weber von Gerhard Hauptmann beschrieben ist. Es kann danach bezweifelt werden, ob dann überhaupt noch Interesse an weiterer Benutzung dieses philosophischen Begriffes für die Wirtschaft besteht.

(2) Kommentare

Aktionsgemeinschaft Nürnberger Arbeitslosen 15.08.2008 11:09
Der gute alte Diogenes in der Tonne war ein "Kyniker" im positiven Sinn des Wortes. Materielle Güter interessierten ihn wenig - wichtiger war für ihn die Ethik. Nach Peter Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" gibt es solche feinfühligen, wie respektlosen Kyniker immer weniger - jetzt herrscht der etablierte, vulgärmaterialistische Zynismus a la J. Ackermann, bei dem nur noch kurzfristige Profite um ihrer selbst willen zählen.

Deswegen ist das jetztige alles entscheidende Urteil von Elektrolux über die Nürnberger AEGler in bester zynischer - nicht kynischer Manier: "Ihr rentiert Euch nicht!!!"

Das Kapital hat die Macht - und äußert sie zynisch, indem die Rentite zur Vorbedingung des Lebens der Beschäftigten und unbeschäftigten Arbeitsleute gemacht wird. Sinn dieser Logik ist nicht die Absicherung des Lebensunterhalt der Beschäftigten, sondern der Mensch wird zynisch als Kostenfaktor auf zwei Beinen gesehen - und die Welt ist nicht mehr als eine Ware. Ökologie, Menschenrechte, Völkerrechte spielen bei diesem Zynismus keine Rolle - die Ethik hat ausgedient.
Da aber das Wachstum endlich ist, wird dieser zynische, menschen- und auch naturverachtende Kapitalismus wohl zwangsläufig an seinen eigenen Widersprüchen irgendwann einmal zu Ende gehen.

Der Kyniker Diogenes in seiner Tonne wird dann im Endeffekt Recht gegen diese Zyniker bekommen - wie lange das aber noch dauern wird??? Darüber kann man lange philosophieren.
dave 15.08.2008 11:09
Der Beitrag vom 15-03-2006 16:41:31 wurde verschoben. Siehe http://www.netzwerkit.de/projekte/ekf/Ethik